Tüßling/Teising. Dr. Herbert Wurster, der ehemalige Leiter des Passauer Diözesanmuseums, machte mit einem Vortrag über Heiligenstatt den Auftakt für das Festjahr der am 20. April 1373 eingeweihten Wallfahrtskirche Heiligenstatt. Rund 50 Zuhörer kamen nach Burgkirchen am Wald, unter ihnen auch drei Schwestern der bis 2008 im Kloster Heiligenstatt tätigen „Englischen Fräulein“.
Fünf Kirchen hat die Pfarrei mit der Pfarrkirche St. Rupert, der Wallfahrtskirche Heiligenstatt, der Filialkirche Teising sowie der Marktkirche St. Georg und der Kapelle Mörmoosen. Dazu kommt noch die Schlosskapelle St. Vitus. Zur Wallfahrtskirche Heiligenstatt betonte Wurster eingangs, in einer „leider verschwundenen Urkunde“ und in der von Kooperator Blümelhuber festgehaltenen Schrift steht: „In dem Jahr nach Christi Geburth 1373 den 20. April ist diese Kirche sambt dem Hoch-Altar zu Heiligen-Statt von dem Hochwürdtigen Herrn Heinrich, Bischofen zu Lavant-Thal geweiht worden, zur Ehren der Allerheiligsten und unzertheilten Dreyfaltigkeit, auch der Jungfrauen Maria, aber fürnehmlich zu Ehren des Allerheiligsten Fronleichnamb unseres Herr Jesu Christi, und des Heil. Bischofen und Beichtigers Wolfgangi.“ Das Bistum Lavant in Kärnten gehörte damals zum Erzbistum Salzburg wie auch Heiligenstatt sowie das Kollegiatstift Altötting, zu dem auch die Pfarrei Burgkirchen am Wald mit Heiligenstatt seit 1231 zählte. Der Regensburger Bischof Wolfgang sei laut Wurster fast vergessen, aber durch die jedes Jahr nach Weihnachten abgehaltene Winterwallfahrt von Stefan Jetz wieder mehr ins Bewusstsein gerückt.
Verschiedene Ablässe wurden für Heiligenstatt erteilt. so zum Beispiel am Kirchweihfest, an Fronleichnam, zum Wolfgangfest, zu Ostern, Weihnachten, Himmelfahrt und Pfingsten, zum Trinitassonntag, zum Marienhochfest und zu allen Apostelfesten sowie zu den Festen der vier Kirchenlehrer wurden 100 Tage Ablass erteilt.
Ablässe wurden immer mit Baumaßnahmen verbunden, so auch in Heiligenstatt. Sie seien wichtig gewesen für die mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Gläubigen, denn „mit ihnen konnte der Sünder seinen Aufenthalt im Fegfeuer verkürzen“, zumal die Angst vom Jüngsten Gericht allgegenwärtig gewesen sei. Einer der ersten Ablässe war das von Seifried dem I. von Törring 1379 gegebene „Beneficium Corporis Christi“.
Bekannt sei Heiligenstatt auch durch das sogenannte „Hostienwunder“, das lange in einem antisemitischen Zusammenhang gestanden sei. Das bestätigte auch Wurster, der betonte: „Was die Geschichtswissenschaft weiß, gibt es keine Grundlage für einen Zusammenhang mit Juden.“ Vielmehr habe die Frau wohl mit der Wunderkraft der Hostie ihren Mann von einer langwierigen Krankheit heilen oder ihre Tiere gesund machen wollen und habe die Hostie in deren Futter verteilt. Die Frau habe ihre Tat offenbar in gutem Glauben verübt, also nicht frevlerisch!“
Auch mit der weitverbreiteten Ansicht, dass der Abt von Raitenhaslach die Hostie wieder in Pfarrkirche zurückgebracht habe räumte Wurster auf. Da Heiligenstatt zum Stift Altötting gehört hat, sei die Hostie wohl vom Altöttinger Probst Ekkolf der Warter von Wart gerettet worden. Ein nachweislicher Streit zwischen Ekkolf und Seifried von Törring habe die Geschichte von Raitenhaslach vermutlich entstehen lassen. Ebenfalls trat der Referent der Legende entgegen, der Christusfigur am Kruzifix von Heiligenstatt würden Haare wachsen – die gefundenen Haare seien zwar echt, stammten aber von einem Pferd.
Besonders prächtig ist hingegen der Heiligenstätter Reliquienschatz. Zu diesem Thema wird Dr. Huber in der Wallfahrtskirche am 13. März einen separaten Vortrag halten.
1552 wurde der Friedhof an der Kirche geweiht, wohl um die Pesttoten, die es in dieser Zeit gab, beerdigen zu können. In der Kirche wurden fünf neue Altäre eingeweiht: neben dem Hochaltar auf Fronleichnam der Wolfgangaltar, der Altar des Erzengels Gabriel, der Sebastianialtar, der Augustusaltar und der Thomasaltar.
Besonders hob Wurster die Umgestaltung der Kirche im Jahr 1734 mit überreichem Wessobrunner Stuck und prächtigen Freskomalereien hervor, „bei dem Wallfahrern das Herz aufgeht“. In der Barockzeit seien sie in Scharen gepilgert: „Sie kommen, um gestärkt heimzukommen; sie kommen, um die Schönheit der Kunst zu genießen, ebenso die Musik, aber auch um sich über einen freien Tag zu freuen, denn die bäuerliche Bevölkerung musste täglich ihr Vieh versorgen. Der ganze Mensch wird angesprochen von der Wallfahrt“ so die Meinung Wursters über die Wallfahrt.
Mit den Ablässen verbunden war auch das Recht auf eine Dult, die in Heiligenstatt lange Jahre prächtig gefeiert wurde. Dieses Thema wird von Rudi Rossgotterer, begleitet von Musik der Huadara und Bier und Wein, am 8. Februar im Pfarrheim vorgestellt. Am 2. Februar halten die Landfrauen eine Andacht in der Kirche Heiligenstatt mit anschließenden Hoagart im Pfarrheim. Erwin Schadhauser wird dabei einen 1998 gedrehten Film über Heiligenstatt zeigen. Dr. Herbert Wurster wird seinen Vortrag im Öttinger Land am Ende des Jahrs veröffentlichen. (Bericht aus der PNP)