650 Jahre

650 Jahre Wallfahrt Heiligenstatt

Heiligenstatt feiert 2023 650 jähriges Wallfahrtsjubiläum

Am 20. April 1373 wurde die Kirche von Heiligenstatt eingeweiht.

In einer Pergament-Urkunde die laut Kooperator Franz Paul Blümhuber beim 500 jährigen Jubiläum 1873 noch vorhanden war, ist folgender Text geschrieben:

“In dem Jahr nach Christi Geburth 1373 den 20. April ist diese Kürchen sambt dem Hoch-Altar zu Heiligen-Statt von dem Hochwürdigen Herrn Heinrich, Bischofen zu Lavant-Thal geweiht worden, zu Ehren der Allerheiligsten und unzertheilten Dreyfalfigkeit, auch der Jungfrau Maria, aber fürnehmlich zu Ehren des allerheiligsten fronleichnamb unseres Herrn Jesu Christi, und auch des Heil. Bischofen und Beichtigers Wolfgangi.“

Lange Zeit war es die Christusfigur mit den „lebendigen Haaren“ die in Heiligenstatt verehrt wurde. Sie befindet sich auch heute noch an zentraler Stelle in der Wallfahrtskirche.

Nach Ansicht von Tüßlings Historikers Heinrich Nuber geht die Christusbildverehrung auf eine Kreuzreliquie zurück die im 12. oder 13. Jahrhundert die Herren von Tüßling oder Teising aus dem Heiligen Land mitgebracht haben. Heute ist ein kleiner Span von einer Kreuzreliquie im Heiligenstätter Reliquienschatz.

Die sich im 14. Jahrhundert entwickelte „Legende von Heiligenstatt“ bezieht sich auf eine Frau aus Teising die aus der St. Rupertkirche in Burgkirchen am Wald eine Hostie gestohlen haben soll und diese in Heiligenstatt verloren hat. Tiere haben sich um die Hostie niedergekniet und die Hostie verehrt. Der Abt von Raitenhaslach hat dann die Hostie in feierlicher Prozession wieder zur Pfarrkirche St. Rupert zurückgebracht.

Diese Legende war dann der Beginn der bumenden Wallfahrt nach Heiligenstatt.

Die Legende ist aber in keiner Urkunde vermerkt also historisch nicht verbürgt.

Als Hintergrund ist zu sehen, dass es im 14. Jahrhundert eine große Pestepidemie in Mühldorf und Umgebung gab. Man brachte die Juden mit dem Ausbruch dieser Epidemie in Verbindung und verjagte alle Juden aus Mühldorf. Einige fanden Aufnahme in Teising.

Hostienwunder entstanden vielerorts so zum Beispiel auch in Deggendorf.

Unabhängig davon entwickelte sich die Wallfahrt nach Heiligenstatt im Mittelalter stark.

Eigentlich war es aber die Wallfahrt zum Herrn selbst zu „Jesus Christus“.

Eine Wallfahrt bereits viel früher als die später große Wallfahrt nach Altötting.

Um den 20. April oder an Fronleichnam wurde die Einweihung der Kirche gefeiert.

Tausende von Gläubigen kamen, beichteten und feierten die Messe.

Einem Ablass entsprechend wurde auch eine Dult gefeiert. Mehrere Wochen dauerten die Feiern. Beim 500 jährigen Wallfahrtsjubiläum 1873 gab es neben mehreren Bierzelten, Weinzelten und Met-Zelten auch einen großen Töpfermarkt. Händler aus Südtirol kauften die Hafnerware aus dem Kröning bei Landshut und lieferten dafür Wein aus Südtirol.

Auch ein Pferderennen rund um die Kirche fand statt und unter den Firanten befand sich auch ein gewisser „Schichtl“ den es heute noch auf dem Oktoberfest gibt.

Später wurde eine Woche (die mit dem Fronleichnamstag) nach Altötting verkauft und die Tüßlinger Dult als Nachfolge der Heiligenstätter Dult besteht heute noch.

Lange wurde das Patrozinium am Fronleichnamstag gefeiert bis auf das Patrozinium zu den Unschuldigen Kinder wechselt, das am 28.12. gefeiert wird. Über 100 Jahre wurde die Kirche von den Schwestern der naheliegenden Schule der Englischen Fräulein betreut. 2008 wurde dann das Kloster aufgelöst.

Aber um die Wallfahrtskirche hat sich ein Kreis um den aus Tüßling stammenden Gerner Klaus Urban gebildet, der sich mit Weihnachtssingen und Passionssingen bemühte die recht marode Kirche zu erhalten.

1994 hat die Pfarrei die Kirche außen renoviert, aber die Innenrenovierung stand noch aus.

Das 625-jährige Wallfahrtsjubiläum 1998 wurde genutzt die vergessene Kirche wieder ins Bewusstsein zu rücken. Mehrere Veranstaltungen wurden durchgeführt und im Mittelpunkt stand ein Freilichtspiel um das Hostienwunder von Heiligenstatt. Sehr im Bewusstsein aller Besucher und Mitwirkenden ist auch die mittelalterliche Dult auf den Wiesen um die Wallfahrtkirche.

2023 steht nun das 650 jährige Jubiläum der Einweihung an.

Die Pfarrei Burgkirchen am Wald und die Freunde der Wallfahrt sowie viele Tüßlinger haben ein schönes Jahresprogramm zusammen gestellt wo im Mittelpunkt am 21.5.2023 ein Festgottesdienst im Freien vor der Kirche mit Bischof Oster steht. Geplant ist auch eine Sternwallfahrt der umliegenden Pfarreien sowie der „Wolfgangwallfahrer“. Auch an eine Einladung der Orte mit dem Namen Heiligenstatt ist vorgesehen.

Wir freuen uns auf ein schönes und würdiges Wallfahrtsjubiläum in Heiligenstatt.